In der Schweiz bemühen sich die zuständigen staatlichen Stellen und Verbände derzeit, ein «sportpolitisches Konzept» zu formulieren, das sportliche Aktivitäten in deren Bedeutung für Staat und Gesellschaft zur Geltung bringt. Diese Debatte ist allerdings nicht neu. Die vorliegende Untersuchung beleuchtet in systemtheoretischer Optik die Entwicklung des Schweizer Sports in der Zeit von 1918 bis in die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Anhand der gesetzlichen Grundlagen und des zeitgenössischen Diskurses wird gezeigt, welche Interessen und Ansprüche von aussen an den Sport gerichtet und wie diese innerhalb der Sportverbände verarbeitet wurden. In Analogie zu aktuellen sport-politischen Konzepten wurde dieses Handlungsfeld in der Schweiz auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht zuletzt mit Bezug auf allgemeine gesellschaftliche Phänomene gesehen und dabei mitunter als wichtiges Instrument zur Lösung von Fehlentwicklungen propagiert. In der Art und Weise der Bestimmung der gesellschaftlichen Funktion von Sport spiegeln sich daher nicht nur militär-, erziehungs-, und gesundheitspolitische Anliegen und die damit verknüpften ideologischen Positionen jener Jahre, sondern ebenso zeitgenössische Befindlichkeiten und Problemdeutungen. Dies erlaubt Rückschlüsse auf das Denken und Fühlen der Schweizer Bevölkerung zu einem Zeitpunkt, als zentrale Orientierungspunkte und kollektiv geteilte Werte stark an Überzeugungskraft verloren haben.
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