In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde besonders in Frankreich die gesellschaftliche Aufgabe der Künste neu diskutiert. Die Gattung der Historienmalerei stand dabei im Mittelpunkt des Interesses. Verschiedenste Projekte zu ihrer Förderung und Erneuerung wurden formuliert. An die Künstler wurden konkrete Themenvorschläge und zu vermittelnde moralische Inhalte herangetragen. Es stellt sich jedoch die grundlegende Frage, ob diese programmatischen Quellen als hinreichende Interpretation der Gemälde von Joseph-Marie Vien, Gabriel-François Doyen, Nicolas-Bernard Lépicié, Jean-Simon Berthélemy, François-André Vincent, Jacques-Louis David, Jean-Germain Drouais und anderen gelesen werden dürfen. Die Studie geht von einem sehr viel differenzierteren Verhältnis zwischen Doktrin und künstlerischem Werk aus, indem sie das Publikum nicht als passiven Adressaten, sondern in seiner aktiven Rolle bei der Transformation der alten Gattung diskutiert. Mit kritischem Bezug auf den aktuellen Forschungsstand formuliert die Untersuchung methodische Voraussetzungen für eine neue Annäherung, die nach der künstlerischen und rezeptionsästhetischen Dimension der neuen Aufgabenstellung der Historie fragt. Der Autor entgeht dadurch nicht nur dem einseitigen Begriff der Propaganda oder der retrospektiven Projektion revolutionärer Inhalte, sondern auch der Isolation der ästhetischen Probleme.
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