Zufall und Kontingenz sind von der Geschichtswissenschaft bis in die Gegenwart nur sporadisch thematisiert worden. Deshalb hat sich der Autor der vorliegenden Arbeit eine doppelte Aufgabe gestellt: Diskutiert er zunachst Bedeutung und Funktion von Zufall / Kontingenz fur geschichtstheoretische Dimensionen, so interpretiert er daran anschliessend zwei Klassiker der Sozialgeschichte (F. Braudel, H.-U. Wehler) auf ihren methodisch-theoretischen und historiographischen Umgang mit den zu verhandelnden Phanomenen. Die zentrale These, die hinter dieser Untersuchung steht, lautet dabei: Zufall und Kontingenz sind nicht ausserliche, unbedeutende und methodisch auflosbare Scheinkategorien, sondern vielmehr produktive und mitbegrundende Faktoren / Begriffe bei der Konstitution von Geschichten und historischer Erfahrung, durch deren Vernachlassigung oder Auflosung die Geschichtswissenschaft auf ihre methodischen Kosten zuruckgeworfen wird. Am theoretischen und historiographischen Umgang mit Zufall und Kontingenz lasst sich zeigen, wer (welche Theorie / welche Perspektivitat) was (welchen Gegenstand / welche Wirklichkeit) wie (welche Methode / welche Darstellungsform) im Rahmen der Geschichtswissenschaft verstehen bzw. erklaren will. Die Haltung gegenuber dem Zufall ist der 'Offenbarungseid' der Theorie.
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